Dschingis Khan

Dschingis Khan
Dschịngis Khan
 
[mongolisch wohl »ozeangleicher Herrscher«, »Weltherrscher«], Dschịngis Chan [-'kaːn], Tschịngis Khan, Činggis Khan ['tʃiȖ-], Činggis Qa'an [-'kaːn], eigentlich Temụ̈dschin (Temụjin [-dʒin], »Schmied«), der Begründer des mongolischen Weltreiches, * am Onon (Chentij-Aimak in der Mongolei) 1162 (1155 oder 1167?), ✝ vor Ninghsia (heute Yinchuan) 18. (?) 8. 1227; Sohn eines Steppenadligen. Nach dem Tod des Vaters (1171) und danach ausbrechenden Kämpfen um die Vorherrschaft über die Stämme am Onon (zeitweilige Gefangenschaft von Dschingis Khan) wurde er 1189 (1196?) Oberhaupt der Chamag-Mongolen. In wechselnden Bündnissen unterwarf er die benachbarten mongolischen und Turkstämme (Tataren) ebenso wie die zunächst verbündeten nestorianischen Keräit (1202-05). Er schloss sie zu einem einheitlichen Stammesverband zusammen, ließ sich 1206 zum Dschingis Khan wählen und baute ein straff organisiertes, zentral ausgerichtetes Staatswesen auf, dessen Grundlage die nahezu vollkommene Militarisierung aller Lebensbereiche war (Einteilung der Bevölkerung in regionale, zumeist Heerführern unterstellte Gruppen). 1207-11 unterwarf Dschingis Khan die Uiguren und die Tanguten, 1211 griff er das Reich der Chin (Dschurdschen) an; 1215 fiel Peking und weite Teile Nordchinas kamen unter seine Herrschaft. 1218 eroberten seine Truppen den Staat Kara-Kitai (Kitan), 1219-21 zerschlugen sie das Reich der Charism-Schahs (Charism); 1220 wurden Buchara und Samarkand zerstört. 1223 erlitten die Polowzer (Kumanen) und südrussischen Fürsten in der Schlacht an der Kalka eine erste Niederlage. 1226-27 wurden die Tanguten vernichtend geschlagen. Bei seinem Tod (vor der Hauptstadt der Tanguten) hinterließ Dschingis Khan ein mächtiges Reich (Hauptstadt Karakorum), das vom Chinesischen Meer bis an die Ostgrenzen Europas reichte. Seine Söhne Dschagatai, Ögädäi, Tului und seine Enkel Batu Khan (Goldene Horde) und Kubilai setzten seine Eroberungspolitik fort (Mongolen, Geschichte).
 
 
Quellen: Die geheime Gesch. der Mongolen, hg. v. W. Heissig, nach der Übers. v. E. Haenisch (1981);
 
D. K. Vom Chin. Meer an die Pforten Europas. Dokumente u. zeitgenöss. Aufzeichnungen, hg. v. H. Leicht (Neuausg. 1995).
 
Allgemeines: P. Ratchnevsky: Činggis-Khan (1983);
 
P. Brent: Das Weltreich der Mongolen. D. K.s Triumph u. Vermächtnis (a. d. Engl., Neuausg. 1988);
 
Geheime Gesch. der Mongolen. Herkunft, Leben u. Aufstieg Činggis Qans, hg. v. M. Taube (1989);
 
R. Neumann-Hoditz: D. K. (12.-13. Tsd. 1995).

Universal-Lexikon. 2012.

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